Leitbild und Pädagogik

Rudolf Steiner - Anthroposoph

Rudolf Steiner – Anthroposoph

Unsere pädagogische Arbeit basiert auf der anthroposophischen Menschenkunde Rudolf Steiners und der Kleinkindpädagogik Emmi Piklers. Dies unterstützt unsere Arbeit, insbesondere in der Pflege, Beobachtung und Wahrnehmung der Entwicklungsschritte der Kinder. Dadurch wird uns eine individuelle, altersgerechte Begleitung der Bewegungs- und Spielentwicklung eines jeden Kindes ermöglicht. Die Kinder bekommen von uns die nötige Zeit und den Raum für die freie Bewegung um vieles auszukosten. Wir gestalten die Umgebung so, dass sich das kleine Kind frei und selbständig bewegen kann und versetzen es nicht in Lagen und Positionen die es noch nicht kann oder von sich aus erlernt hat. Dadurch ermöglichen wir Raum für ein selbstständiges, individuelles Spielverhalten, bei dem das Kind seine Umgebung und Materialien erforschen und sich in seiner Motorik auf unterschiedliche Art und Weise ausprobieren kann. Diese Umgebung wird geprägt durch spezielle Spielutensilien z.B. Schneckenbänder, Naturbauklötze, Kippelhölzer, Tücher und verschiedene Naturgegenstände. Das Material sollte möglichst wenig ausgestaltet sein dadurch wird ihnen ein elementares Sinneserlebnis vermittelt.

Für Ihr individuelles Heranwachsen brauchen die Kinder-Sicherheit, Geborgenheit und Vertrauen. Die Pädagogen verrichten kein „Programm“ der Betreuung, sondern handeln mit Feingefühl, Flexibilität und Einfühlungsvermögen stets zum Wohle, des Kindes. Dies verlangt eine seelische Offenheit und eine, dem Kind entgegenkommende, innere Haltung der Pädagogen. Das Verhalten der Erzieher ist von Zurückhaltung bestimmt (Ruhe ausstrahlen) um die Entwicklung zur Selbständigkeit zu fördern. Die Pädagogen sprechen die Kinder nicht intellektuell und fordernd an sondern in einer klaren, für das Kind verständlichen, Sprache. Dies findet überwiegend bei der Pflege, beim Essen oder bei der „Eins- zu Eins- Betreuungssituationen“ statt. Über Rituale wie Fingerspiele, Lieder, Tischgebete, Handgesten und Berührungsspiele ermöglichen wir dem Kind die Sprache bildhaft und rhythmisch zu erfahren und zu erlernen. Durch unsere Kommunikation entziehen wir den Kindern nicht die Kräfte, die sie zur Organbildung und Ausreifung benötigen, sondern stärken sie viel mehr in ihrem eigenständigen Entwicklungsprozess. Die Entwicklung der Sprache, sowie der nonverbalen Sprache, tragen dazu bei, dass sich die Kinder in ihrem sozialen Umfeld frei und ihr „Ich“ erfahren und stärken können.

Die Pflege der Kinder ist ein wichtiger Teil der pädagogischen Arbeit. Während der Pflegesituationen entsteht ein „Eins- zu Eins- Kontakt“ zwischen Pädagoge und Kind. Diese Zeit wird voll und ganz dem Kind gewidmet, was nicht nur Vertrauen schafft, sondern auch Basis zum Erlernen der Sprache, der eigenen Körperwahrnehmung und der Selbständigkeit ist.

Ein Hauptbestandteil unserer täglichen Arbeit ist die Beziehungspflege zum einzelnen Kind. Die Pflegesituationen nehmen in unserem Tageslauf einen wichtigen Stellenwert ein; sie sind wichtige Schlüsselsituationen und dienen zum Beziehungsaufbau und damit auch dem Bindungsverhältnis zwischen dem Kind und der Erzieherin. Da sie oft eine der ersten sozialen Erfahrungen außerhalb der Familie sind, sind Sie für das Kind und den Erzieher von großer Bedeutung.

Das Pflegen, das gemeinsame Essen und das zu Bettbringen des Kindes gehören zum geregelten Tagesablauf und geben ihm Struktur und Sicherheit. Um diese für das Kind ungewohnten Situationen so umsichtig und stressfrei wie möglich zu gestalten, orientieren wir uns an folgenden Werten:

Pflegesituation:

Das Wickeln gibt die Möglichkeit uns intensiv mit jedem einzelnen Kind zu beschäftigen und dient dem Beziehungsaufbau. Dabei nehmen wir uns bewusst viel Zeit für jedes Kind, so hat es die Möglichkeit beim An- und Ausziehen mitzuhelfen und sich als selbstwirksam zu erleben und dies fördert die Selbstständigkeit. Sprachlich begleiten wir die Situationen indem wir unsere Handlungsweisen ankündigen. Dadurch kann sich das Kind auf die kommende Situation einstellen, was ihm wiederum Sicherheit gibt. Es ist wichtig in einer Art Gespräch mit dem Kind zu sein und auf seine Bedürfnisse und Wünsche zu achten. Mit Worten begleitet man die Tat, die beim Wickeln anfallen; Schuhe und Hose anziehen, Windel wechseln usw. Mit Gesten sprechen wir das Kind an und bitten um sein Händchen oder Füßchen, damit es in dieser Tätigkeit einbezogen wird. Wir achten dabei auf behutsame Berührungen um dem Kind unsere Achtung und Wertschätzung zu zeigen. Der Blickkontakt und die ungeteilte Aufmerksamkeit zwischen Erzieher und Kind ist wichtig während der Pflege.

Essenssituation:

Wir beginnen unsere Mahlzeiten mit einem Tischspruch/Gebet, danach bekommt jedes Kind sein Essen ausgeteilt. Ein Schälchen mit einem hochgezogenem Rand und einem Löffel erleichtern den Kindern das selbständige Essen. Die Kinder ab 1,5 Jahren dürfen sich aus kleinen Krügchen selbst den Tee einschenken. Wir legen Wert darauf, dass die Kinder frühestmöglich (ca. 1 Jahr) aus Gläschen trinken. Um den Übergang vom Schoß an den Esstisch zu erleichtern essen die Kinder in sogenannten Essbänkchen. Gemeinsam nehmen wir die Mahlzeiten ein um das soziale Miteinander und die Tischsitten zu fördern. Wir achten auf eine stille Atmosphäre um dem Kind die Möglichkeit zu geben das Essen mit allen Sinnen aufzunehmen.

Schlafsituation:

Nach dem Mittagessen ist bei uns Schlafenszeit. Kinder ab 2 Jahren werden an das Zähneputzen herangeführt. Vor dem zu Bett gehen wird jedes Kind gewickelt und bekommt die Beine mit Massageöl eingerieben. In den Schlaf begleiten wir das Kind mit unserem Schlaflied (Schutzengel mein) und den Klängen unserer Leier.

Bei allen Schritten der Pflege, die eine Aufforderung durch den Erzieher benötigen, wird immer zuerst die Reaktion des Kindes erwartet, bevor die Pflegesituation voranschreitet. Dies geschieht um die Eigeninitiative und die Selbstständigkeit des Kindes zu fördern und zu festigen. Eingebettet ist die gesamte Pflege in Fingerspiele und Lieder, die eine offene und  vertrauensvolle Atmosphäre für das Kind schaffen.